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              | Date: 1998-12-11 
 
 XXX-rated: Amtsblatt der Wiener Zeitung-.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
 
 Gerald Jatzek
 Vor kurzem hatte ein Leser ein ernsthaftes Problem mit der
 Internet-Ausgabe der Wiener Zeitung". Er kam auf unsere
 Homepage und konnte auch die tägliche Startseite mit den
 aktuellen Beiträgen der Online-Redaktion lesen, doch dann
 war Schluß. Seine Software verweigerte ihm den Zugriff auf
 die politische Berichterstattung ebenso wie aufs EXTRA und
 aufs Amtsblatt. Auf der Suche nach der Ursache dieses
 Phänomens erhielt der Mann vom Systembetreuer seiner
 Firma die bündige Auskunft, daß der Internet-Zugang des
 Unternehmens mit einer automatischen Sperre für
 pornographische Angebote ausgestattet sei.
 
 Als ich davon erfuhr, mußte ich zunächst schlucken. Die
 Wiener Zeitung" hat in ihrer beinahe dreihundertjährigen
 Geschichte allerhand Vorwürfe über sich ergehen lassen
 müssen, doch daß sie Pornographie verbreite, hat bislang
 noch niemand behauptet.
 
 Ich grübelte. Sicherlich, in außenpolitischen Artikeln mag die
 eine oder andere unzüchtige Formulierung enthalten sein,
 und sei es nur als Zitat aus den Akten des Sonderermittlers
 Starr. Und da das Feuilleton den Anspruch stellt, mit
 kurzweiligem Tiefsinn Kultur und Wissenschaft zu vermitteln,
 mag auch das EXTRA verschiedentlich Geschriebenes
 enthalten, das höhere Töchter erröten läßt.
 
 Aber das Amtsblatt?
 
 Der erotische Kick von Gläubigeraufforderungen ist ebenso
 eng begrenzt wie die Ausschweifungen, die in den
 Ankündigungen der Bundesgesetzblätter beschrieben
 werden. In den Zwangsversteigerungen von Liegenschaften
 lassen sich beim hinterhältigsten Willen keine drastischen
 Schilderungen unterbringen, und die Ergänzungen zum
 Firmenbuch sind vom Kamasutra oder der Carmina Priapeia
 so weit entfernt wie das Statistische Zentralamt von einer
 Lasterhöhle. Auch in den Aufgeboten, den Verleihungen und
 den Bekanntgaben über zeitweilige Vertretungen von
 Regierungsmitgliedern konnte ich nicht den geringsten
 Hinweis auf Zweideutiges entdecken.
 
 Wo also war die Pornographie?
 
 Des Rätsels Lösung fand sich schließlich nicht im Inhalt
 sondern in der Form. Bei der Organisation unseres Servers
 hatten wir ein Unterverzeichnis mit dem Namen xxx"
 angelegt, als Behälter für alle Werkzeuge, die unser
 Webangebot benötigt. (Für Eingeweihte: Java Scripts, Visual
 Basic Scripts, Server Side Includes, Style Sheets, Active
 Server Pages mit SQL-Abfragen usw.)
 
 Die Buchstabenkombination xxx" interpretierte nun die nicht
 besonders intelligente Zensur-Software unseres Lesers als
 XXX-rated, womit im amerikanischen Sprachgebrauch explizit
 sexuelle Darstellungen bezeichnet werden. Um ihn davor zu
 bewahren, wurde alles, was aus diesem Verzeichnis kam,
 ausgeblendet.
 
 Nun, die Sache ist repariert, er kann uns wieder online lesen.
 Weiterhin versperrt bleiben ihm freilich alle Webseiten aus
 Essex und Sussex (Sex!), Angebote von Kleidung für Mollige
 (xxx- large!) und dieser Artikel, in dem es von bösen"
 Begriffen nur so wimmelt. Als Abonnent hat er jedoch die
 Druckausgabe zur Verfügung. In die wird sein Chef ja wohl
 keine Löcher schneiden lassen.
 
 Source & Copyright
 http://www.wienerzeitung.at/aaa/asp/textbrowser/oldzeigex.htm?ID=3718
 
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 edited by Harkank
 published on: 1998-12-11
 comments to office@quintessenz.at
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